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Slow Fashion: Was nachhaltige Mode wirklich bedeutet

Der Begriff Fast Fashion ist mittlerweile weit verbreitet und betrifft nahezu jede grosse Modekette, die ihre Kundschaft nicht in erster Linie durch Qualität, sondern vor allem durch eine riesige Vielfalt aus ständig wechselnden Kollektionen überzeugt. Das Pendant dazu ist – wer hätte es gedacht: Slow Fashion! Was genau Slow Fashion ist, wie es sich von Fast Fashion unterscheidet und welche Ziele damit einhergehen, möchten wir dir in diesem Beitrag erklären.

von CALIDA

27. September 2023 • 6 Min. Lesezeit

3 Frauen, die an der Nähmaschine sitzen

Slow Fashion: Schlüssel zu zeitloser Eleganz und Nachhaltigkeit.

Slow Fashion vs. Fast Fashion

Die Modeindustrie ist eine der grössten Belastungen für unsere Umwelt und bringt in vielen Ländern auch massive Menschenrechtsverletzungen mit sich. Schuld daran ist in erster Linie Fast Fashion. Wie bereits erwähnt, handelt es sich hierbei um die schnelllebige Produktion und den Handel riesiger Mengen an Kleidung, von denen ein Grossteil erst gar nicht im Geschäft landet bzw. verkauft wird. Durch wöchentlich wechselnde Kollektionen bekannter Modeketten entsteht aber nicht nur eine Menge umweltbelastender Müll.

Insbesondere die Produzenten, also die Näherinnen und Industriearbeiterinnen, leiden durch ihre Arbeit unter gesundheitlichen Problemen, Hungerlöhnen und einer unvorstellbaren Arbeitsbelastung. Oft sind sie dabei giftigen Chemikalien oder einer maroden Infrastruktur ausgesetzt: Ein erschreckendes Beispiel hierfür ist die 2013 eingestürzte Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch.

Neben der Umwelt und den Produzentinnen sind aber auch wir als Konsumentinnen von der mangelhaften Qualität betroffen, die durch günstige Materialien und eine schlechte Verarbeitung entsteht. Denn Fast Fashion-Kleidungsstücke können oftmals nur wenige Monate oder gar Wochen getragen werden, bevor man sie wegschmeissen und ersetzen muss. Der Kreislauf aus einer billigen Produktion und einer kurzen Tragedauer von Fast Fashion-Kleidung beginnt von vorn, wenn er nicht durch nachhaltige, soziale und hochwertige Alternativen wie Slow Fashion unterbrochen wird.

Die 5 Säulen von Slow Fashion: Definition & Ziele

Dass Fast Fashion eine enorme Belastung für Mensch und Umwelt darstellt, wissen wir nun. Aber wie hebt sich Slow Fashion von der schnelllebigen Modeindustrie ab? Tatsächlich ist das Hauptziel, wie der Name bereits verrät, eine Verlangsamung der Wertschöpfungskette. Hierdurch kann mehr Zeit in eine hochwertige Verarbeitung und nachwachsende Rohstoffe investiert werden; die Qualität verbessert sich, Kleidung wird länger getragen und neue Kleidungsstücke weniger schnell nachgekauft. Eine Win-Win-Situation!

Biologischer Anbau von Rohstoffen

Am Anfang der Wertschöpfungskette stehen die Rohstoffe. Schon hier setzt sich die Slow Fashion-Bewegung für ökologische Landwirtschaft ein. Baumwolle und andere Pflanzen, die zur Produktion von Kleidung benötigt werden, sollen biologisch und ohne den Einsatz von Pestiziden oder chemischen Düngemitteln wachsen.

Monokulturen werden abgeschafft. Stattdessen wird auf Anbauflächen ein natürlicher Kreislauf erzeugt, der die Böden schont. Auch die Standorte von Baumwollplantagen & Co. werden im besten Falle so gewählt, dass kurze Transportwege und Wassereinsparungen möglich sind.

Umweltfreundliche Produktion

Sind die Rohstoffe vorhanden, geht der Prozess bis zum fertigen Kleidungsstück erst richtig los; die Pflanzen müssen geerntet, aussortiert, zu Fasern gesponnen und schliesslich zu Stoffbahnen gewebt werden. All diese Schritte laufen grösstenteils bereits maschinell ab und verbrauchen dabei viel Energie. Beim anschliessenden Färben der Stoffe gelangen die chemischen Textilfarben, die in der Fast Fashion-Industrie eingesetzt werden, direkt ins Grundwasser.

Slow Fashion setzt sich bei der Herstellung von Kleidung für verlangsamte und kontrollierte Prozesse ein, die sowohl Energie- und Wassereinsparungen als auch den Verzicht auf giftige Chemikalien beabsichtigen. Dabei werden lokale Partnerunternehmen beauftragt, die strengen Richtlinien und Kontrollen unterzogen sind.  

Fairer & kontrollierter Handel

In der Fast Fashion-Industrie liegt der Fokus auf Quantität. Zu jedem Zeitpunkt müssen für jeden und jede Konsument*in ausreichend Produkte aus den aktuellen Kollektionen verfügbar sein – online sowie offline. Die Kleidungsstücke, die im Sale nicht verkauft werden, landen im schlimmsten Fall auf dem Müll.

Slow Fashion-Marken hingegen produzieren zum Anfang einer Kollektion häufig eine überschaubare Menge an Kleidungsstücken vor. Sind diese Teile verkauft, wird erst auf Anfrage nachproduziert, um Überproduktion und daraus entstehenden Müll zu vermeiden.

Zudem setzen Slow Fashion-Brands in der Regel auf eine bewährte Auswahl an Basic-Pieces und ein kleineres Sortiment, welches das ganze Jahr über verkauft wird. Neue, kurzweilige Kollektionen sind seltener und werden zudem auf die Bedürfnisse von Kund*innen angepasst, um auch hier eine Überproduktion zu vermeiden.

Soziale Standards

Kinderarbeit, Hungerlöhne und 80-Stunden-Wochen – In der Fast Fashion-Industrie sind all diese und weitere unvorstellbare soziale Belastungen keine Seltenheit! Mit Slow Fashion soll all dies nicht mehr passieren; Brands setzen auf eine faire Entlohnung entlang der gesamten Wertschöpfungskette, eine strenge Kontrolle der Arbeitsbedingungen in sämtlichen Betrieben, die Begrenzung der Arbeitszeit, das Verbot von Kinderarbeit und viele weitere soziale Standards.

Lange Tragedauer durch hohe Qualität

Eine verlangsamte Wertschöpfungskette, die das natürliche Wachstum von Rohstoffen und die Eingrenzung von Arbeitszeiten ermöglicht, kann nur umgesetzt werden, wenn auch die stetige Nachfrage nach neuer Kleidung zurückgeht. Um aus dem schnelllebigen Kreislauf der Fast Fashion-Industrie auszubrechen, setzen Slow Fashion-Marken daher auch auf eine besonders hohe Qualität ihrer Ware. Die robusten, pflegeleichten und hochwertig verarbeiteten Kleidungsstücke können länger getragen werden und müssen erst nach vielen Jahren ersetzt werden.

Die oftmals höheren Preise für nachhaltige und fair produzierte Mode sind dabei der besseren Entlohnung, hochwertigen Textilfarben, einer lokalen Produktion, dem Ausgleich von CO2-Emissionen und vielem mehr geschuldet. Bedenkt man hierbei jedoch die mögliche Tragedauer und Langlebigkeit hochwertig produzierter Kleidungsstücke, rechnet sich dieser Preis in aller Regel wieder auf.

Woran erkenne ich Slow Fashion?

Leider sind Begriffe wie „Slow Fashion“, „biologisch“, „ökologisch“ oder „fair“ nicht geschützt. Dies macht es schwer, zwischen Slow-Fashion und Greenwashing zu unterscheiden. Auskunft über das soziale Engagement, Produktionsbedingungen und Nachhaltigkeit geben daher in erster Linie Labels, mit denen sich die ganze Marke oder einzelne Kleidungsstücke präsentieren.

Die bekanntesten und zeitgleich besonders empfehlenswerten Labels sind dabei das Made in Green by OEKO TEX- und das GOTS-Label sowie der Blaue Engel; alle drei Labels kennzeichnen Kleidungsstücke, die unter sozial fairen und nachhaltigen Bedingungen hergestellt wurden. Sucht man hingegen nach Kleidung aus Bio-Baumwolle, so empfiehlt sich das Biocotton- oder ProPlanet-Siegel. Soziale Produktionsbedingungen und ein fairer Handel werden durch Zertifikate wie das Fair-Trade-Label gekennzeichnet.


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